Meine Erfahrung aus einem pfälzer Kuhdorf: Der Bürgermeister ist immer auch Chef der Schützengilde und im Vorstand der freiwilligen Feuerwehr und wenn bei beidem keine Frauen mitmachen dürfen, dann kann ja wohl der nächste Bürgermeister keine Bürgermeisterin sein, gell?
Nach Jahren in denen erst die freiwillige Feuerwehr Mädels aufnehmen musste weil sich einfach nicht genug Jungs gemeldet hatten und nach Jahren in denen der Schützenverein sich, am Ende fruchtlos, gegen weibliche Mitglieder gestemmt hatte, siehe da die neue Bürgermeisterin ist im Amt. Eine Schelmin wer Böses denkt. Fakt: Jahrelang wurde alles politische bei den Zusammenkünften und zwischen den Schützenbrüdern bei einem Bier geklärt. Frauen hatten nicht nur keinen Zugang zur Gilde sondern waren von der politischen Meinungsbildung ausgeschlossen (von geschäftlichen Vereinbarungen und Seilschaften jedweder Art natürlich auch), ihre Meinung wurde einfach nie gehört.
Bis in die Anfänge der 2000er war dort im Dorf die Frau des Bürgermeisters auch noch “Frau Bürgermeister” und die Frau des örtlichen Allgemeinarztes “Frau Doktor” und erst als die Frau des Rektors der Grundschule den Titel “Frau Rektor” vehement abgelehnt hat und als Beleidigung empfand (die Frau war Architektin mit eigenem Architekturbüro) nahm das langsam ab und ist jetzt zum Glück auch Geschichte.
Gerade in kleinen Gemeinden sind diese Vereine Machtbasen mit oft stärkerem Einfluss als politische Parteien oder eng mit solchen verbandelt, sowie Wirtschaftsbörsen. Frau sollte da Mitgliedin werden ob sie Schiessen mag oder nicht, niemand wird gezwungen beim Meisterschießen mitzumachen, zumal das Gewinnen auch sehr teuer ist.