“Rassismus gegen Weiße” ist doch auch nur ein Ablenkungsmanöver.
Wir können ja gerne über negative Erfahrungen von Weißen sprechen, aber warum muss das mit dem R-Wort passieren und immer zufällig genau dann, wenn PoC ihre Rassismus-Erfahrungen teilen?
Das eine ist halt ungleich belastender als das andere. Wenn die Polizei dich wieder herausfischt wegen deines Aussehens oder du die Mietwohnung nicht bekommst, ist das so komplett was anderes in Sachen Ohnmachtserfahrung, als wenn Murat dich Kartoffel genannt hat.
Wir können ja gerne über negative Erfahrungen von Weißen sprechen, aber warum muss das mit dem R-Wort passieren
Weil es ganz objektiv Rassismus und nichts anderes ist.
Das eine ist halt ungleich belastender als das andere.
Ja. Aber du wirst Leute nicht von deiner Sache überzeugen können, wenn du dich über ihre Probleme lustig machst. Insbesondere weil du halt doch nie weißt ob bei der anderen Seite vielleicht Dinge vorgefallen sind oder Zusammenhänge vorliegen, die wichtig sind, der aber nicht bekannt sind. Du kannst auch nicht sagen, dass ein Trauma valider ist als ein anderes, nur weil die Vorfälle die es verursacht haben aus deiner Sicht weniger schlimm waren.
Und nehmen wir mal ein ganz banales Beispiel: Roma erfahren in sehr viele europäischen Ländern erheblich mehr Rassismus als Schwarze, obwohl sie weiß sind. Was zum nächsten Problem führt: Rassismus in Europa ist erheblich komplexer als in den USA und trotzdem werden hier zum Teil blind amerikanische Positionen übernommen, obwohl sie eigentlich nicht wirklich übertragbar sind.
Rassismus ist nie okay, und man erhöht die Verurteilung der einen Ausprägung nicht dadurch, dass man sich über andere Ausprägungen lustig macht. Im Gegenteil stellt man damit die Validität des gesamten Themenkomplex in Frage, weil man sich weigert gegen die Ursachen vorzugehen.
Ich mach mich nicht lustig. Meine Beispiele sollten verdeutlichen, dass das eine mit Macht zu tun hat, also strukturell ein Problem ist und das andere individuelle Erfahrungen sind.
Und niemand würde Roma allen ernstes zur dominanten Mehrheitsgesellschaft zählen, sodass sie nicht von Rassismus bedroht wären. Natürlich sind das rassifizierte Menschen, auch wenn sie weiße Hautfarbe haben. Das ist ja der Aspekt in der Definition “weiß”. Da geht es nicht um Hautfarbe, da geht es um gesellschaftliche Vormachtstellung.
Deswegen braucht man für die individuellen Beispiele andere Begriffe wie Beleidigung oder so, denn Rassismus ist es nicht. Dafür fehlt die strukturelle Dimension.
Ich mach mich nicht lustig.
Du vielleicht nicht, du nimmst es nur nicht ernst, aber die Sendung um die es hier geht hat sich definitiv darüber lustig gemacht.
Meine Beispiele sollten verdeutlichen, dass das eine mit Macht zu tun hat, also strukturell ein Problem ist und das andere individuelle Erfahrungen sind.
Nach der Logik wäre ein rassistisch motivierter Angriff durch einen einzelnen Bürger der keine besonderen politischen Einfluss hat kein Rassismus, weil der Täter ja keine besondere Macht hatte.
Du wirfst hier Rassismus und die Unterform des systemischen Rassismus zusammen. Rassistische Strukturen in der Polizei oder weitreichende rassistische Einstellungen von Vermietern sind Beispiele für die Unterform, der obige Angriff hingegen ist rassistisch aber in der Regel nicht systemisch.
Und niemand würde Roma allen ernstes zur dominanten Mehrheitsgesellschaft zählen, sodass sie nicht von Rassismus bedroht wären. Natürlich sind das rassifizierte Menschen, auch wenn sie weiße Hautfarbe haben.
Aka: Sie sind weiß und trotzdem Opfer von Rassismus. Was wiederum die Idiotie des Rassismus aufzeigt, weil man selbst wenn man an aussehensbasierte „Rassen“ glaubt, gerade Roma und die meisten europäischen Juden schlicht weiß sind. Aber wir haben ja sogar Rassismus gegen Polen…
Das ist ja der Aspekt in der Definition “weiß”. Da geht es nicht um Hautfarbe, da geht es um gesellschaftliche Vormachtstellung.
Und DAS ist eine rassistische Definition. Weiße mögen insbesondere in Europa und Teilen der Amerikas und Asiens die gesellschaftliche Vormachtstellung haben, aber das ist eben nicht universell und vielerorts einfach deutlich komplexer. Wenn du eine Gruppe die eine gesellschaftliche Vormachtstellung hat meinst, dann schreib das auch aus. Alles andere zeigt nur, dass du selbst rassistische Stereotype verbreitest, es aber okay findest, weil deine ja vermeintlich progressiv sind.
Deswegen braucht man für die individuellen Beispiele andere Begriffe wie Beleidigung oder so, denn Rassismus ist es nicht. Dafür fehlt die strukturelle Dimension.
Dein Problem ist, dass du Definitionen verwendest, bei denen es sich um politische Kampfbegriffe handelt die im Widerspruch zu den außerhalb deiner Blase universell anerkannten Begriffsbedeutungen stehen. Damit kannst du dann zwar Virtue Signaling betreiben, aber produktiv ist das schlicht gar nicht.
Was ist denn das Problem dabei von systemischem und individuellem Rassismus zu sprechen? Weil wie sonst sollte man „Diskriminierung und/oder Anfeindung auf Basis der ethnischen und/oder kulturellen Herkunft, die jedoch nicht institutionalisiert ist sondern nur individuell erfahren wird“ nennen, ohne einen Roman schreiben zu müssen? Ich bin gerne offen für eine bessere Lösung aber Rassismus als Überbegriff zu betrachten und verschiedene Unterkategorien zu definieren scheint mir für einen differenzierten Diskurs ausreichend. Sehr viele Menschen verstehen das Thema sowieso schon so.