Hier eine Ergänzung zu dem Artikel aus diesem Post.

Anscheinend ist den Autoren [der Presse, Anm. v. OP], die irgendwelche Defizite bei der Justiz beklagen, nicht ansatzweise klar, dass sie mit ihren Forderungen den Rechtsstaat beenden und die Bananenrepublik ausrufen. Das gilt auch für die in anderen Leitartikeln geäußerte Forderung, Lindemann schon deswegen als schuldig zu betrachten, weil mehrere Frauen über die Medien Vorwürfe erheben. Nach dem Motto: Wenn mehrere etwas sagen, dann muss was dran sein. Was für ein absurder Gedanke.

Die belastenden Berichte klingen zwar schrecklich, trotzdem erfüllen die Erzählungen keine Straftatbestände.

Die Staatsanwaltschaft weist darauf hin, dass etliche der Aussagen sich gar nicht auf eigenes Erleben beziehen. Vielmehr berichten Frauen über Dinge, die sie von Dritten gehört haben.

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Udo Vetter verlinkt ja interessanterweise den Beitrag nicht, an dem er festmacht, dass “die Medien voller Wehklagen” seien. Ich zitiere mal mich selbst aus dem anderen Thread:

Uff, von Udo Vetter hätte ich besseres erwartet. Hier der Meinungsbeitrag auf t-online, auf den er sich bezieht.

Soll das etwa andeuten, die Sache hätte schon deswegen länger dauern müssen, weil schon die Jahre und Monate des laufenden Verfahrens Lindemann und seine Band zermürben und zugrunde richten werden? Was für ein groteskes Verständnis.

Das wird in dem Beitrag genau nirgends angedeutet. Da geht es gar nicht um Strafforderungen, sondern darum, wie schwer es für Betroffene wird, wenn sie juristische Schritte einleiten wollen.

Oder ist die offenkundige Lust auf ein jahrelanges Verfahren auch darin begründet, dass dann regelmäßig eine schöne Schlagzeile abfällt?

WZF, Udo?

Unklar ist laut t-online auch, ob es weitere Ermittlungsansätze gegen Lindemann gab. Das ist nur unklar, wenn man die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin nicht liest. Oder sie liest und den Lesern trotzdem vorenthält, was drin steht. Nämlich, dass es keine weiteren Ermittlungsansätze gibt.

Okay, weil der Staat das so sagt, ist das so. Ich hatte die Rolle der Presse so verstanden, dass sie gerade auch staatliches Handeln hinterfragen sollte, aber das ist dann wohl ein Irrtum meinerseits. Zur Begründung führt er dann aus, dass die Staatsanwaltschaft ja versucht habe, Kontakt zu den Betroffenen aufzunehmen, so als wäre das im Meinungsbeitrag unterschlagen worden. Ich zitiere aus dem Beitrag:

Natürlich ist der Einwand der Staatsanwaltschaft berechtigt, dass das Ermittlungsverfahren dadurch erschwert wurde, dass sich die Betroffenen nicht an die Polizei oder an die Staatsanwaltschaft gewandt haben.

Was wird denn da den Lesern vorenthalten?

Ich finde den Beitrag auf t-online auch nicht besonders gelungen, aber man sollte den schon kritisieren, ohne sich in solche hanebüchenen Fantasien reinzusteigern.

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10 points

Vielleicht einfach Rammstein Fan?

Die Einstellung des Verfahrens (oder besser gar nicht erst aufnehmen eines solchen) kann ich absolut verstehen und finde es, sollte die Begründung stimmen (wo von ich erstmal ausgehe), absolut korrekt. Leider sieht auch er nicht den Punkt, den viele Leute hier klarmachen wollen: Der absolut ekalhafte und dedradierende Umgang mit (jungen) Frauen. Auch wenn das Verhalten von Lindemann und Co nicht justiziabel sein mag, so offenbart es doch ein gelinde gesagt zutiefst abwertendes Frauenbild. Schon Videos von after show Partys aus früheren Jahren zeigen eine sexuell und gewaltsam aufgeladene Atmosphäre, in der sicherlich leicht Situationen entstehen, die die zum Teil minderjährigen Teilnehmerinnen doch nachhaltig traumatisierten können. Ich denke allen Männern (auch Jurabloggern) würde ein wenig Reflexion gut tun und sie sollten sich immer hinterfragen wie sie vielleicht auch selbst oder in der Gruppe in der Vergangenheit Frauen begegnet sind und ob es nicht die ein oder andere Grenzüberschreitung gegeben hat. Dies könnte ein viel wertvolleres Ergebnis aus der ganzen Sache sein als ein Urteil gegen einen notgeilen alten Typen.

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6 points

Auch wenn das Verhalten von Lindemann und Co nicht justiziabel sein mag, so offenbart es doch ein gelinde gesagt zutiefst abwertendes Frauenbild.

Und das kann und sollte man verachten und die Leute dafür für Arschlöcher halten. Aber nur weil jemand ein Arschloch ist, kann man ihn nicht einfach für etwas verurteilen, für das es weder Beweise noch Zeugen gibt.

Und doch, ja, die Presse und diverse “Influenzer” haben sich an dem Thema so richtig schön hochgezogen.

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3 points

Klar haben sie das, umso bedauerlicher, dass sich anscheinend niemand bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hat. Die Diskussion ging auch direkt allein um Till Lindemann und nicht um die Gegebenheiten, die solche Personen immer wieder legitimieren. Zu ähnlichen Situationen kommt es doch bestimmt auch auf diversen Uni- und Firmenpartys, dort interessiert es halt wieder niemanden. Am Ende beglückwünschen sich die Typen nur untereinander, dass man wieder jemanden klar gemacht hat, auch wenn dieser jemand vielleicht zu besoffen oder in einer anderweitig verletzlichen Lage war.

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7 points

Leider veröffentlicht der Udo in letzter Zeit einige fragliche Blogposts.

Und auch seinen Tweet letztens fand ich etwas merkwürdig. Der war etwa “wo gibt es eigentlich eine Liste von Leuten, mit denen man nicht mehr reden darf, ohne gecancelt zu werden?”. Klang meiner Meinung stark nach “was darf man eigentlich noch sagen?”

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