Hmm. Anscheinend wird hier einfach ein Guardian Artikel von 2019 zitiert, und der Professor hat zu dem Thema ein populärwissenschaftliches Buch veröffentlicht.
Interessant finde ich dabei den letzten Absatz:
This article was amended on 30 May 2019 to remove remarks by Paul Dolan that contained a misunderstanding of an aspect of the American Time Use Survey data.
Ich konnte mit googeln leider weder die Studie finden, noch irgendeinen anderen Autor oder Autorin, die das Thema wissenschaftlich aufgegriffen hat. Mich interessiert, inwieweit das von Kreuzkorrelationen bereinigt wurde. Ich denke was offensichtlich ist, aber auch in der Tabelle unten nochmal deutlich wird, ist dass der Anteil an verheirateten Menschen steigt, je älter die Leute sind. Genauso steigt notwendigerweise auch die Anzahl an Menschen mit Kindern, je älter die Menschen sind. Ein höheres Alter bedeutet schlechtere Gesundheit, und Gesundheit ist einer der zentralen Faktoren für Lebenszufriedenheit. Weiterhin finde ich es schwierig mit Daten aus den USA zu arbeiten, und daraus Schlüsse auf Länder in Europa zu ziehen. In den USA gibt es keinen Mutterschutz. Schaut man sich den OECD Vergleich an, so ist der Anteil an arbeitenden Müttern in den USA geringer, als in den meisten europäischen Ländern. Gleichzeitig ist der Anteil der Vollzeit arbeitenden Müttern ziemlich hoch.
Ich habe deswegen Zweifel, dass sich die getroffenen Aussagen, die für die USA stimmen mögen, so einfach verallgemeinern lassen, wie es dieser Artikel oder auch der Guardian Artikel suggerieren. Wie sich Kinder auf die Lebenszufriedenheit auswirken hängt maßgeblich davon ab, welchen Rahmenbedingungen in der Famile, im Beruf und durch die Gesellschaft insgesamt geschaffen werden.
https://www.oecd.org/els/family/LMF1_2_Maternal_Employment.pdf
Wie erklärt sich denn dann die, zumindest online, weit verbreitete Annahme dass Männer deutlich stärker an Einsamkeit leiden und Frauen vermeintlich zu hohe Standards haben und deswegen die Männer alleine bleiben?
Das kann rechnerisch gar nicht hinkommen außer man nimmt auch an dass Frauen als Singles glücklicher sind.
Einsamkeit ist ja nicht nur auf romantische Beziehung bezogen, sonder das Ergebnis aller sozialen Bindingen, bzw. deren Fehlen. Die nachfolgenden Aussagen mal unter der Annahme, dass die empirischen Verhältnisse so wären, wie du beschreibst und allgemein angenommen wird:
Auch hier muss man wieder Korrellation und Kausalität unterscheiden. Wenn Männer z.B. weniger Freunde haben, und weniger mit diesen über Emotionen reden, als mit einem Partner, dann hilft bei Männern ein Partner besonders stark gegen Einsamkeit.
Wenn z.B. Frauen mehr Freunde haben, und mit denen auch über wichtige Sachen reden, dann haben sie eine geringere Einsamkeit ohne Partner, die sich auch mit Partner nicht mehr so stark verringert.
Daraus lässt sich kein Vergleich schließen, dass Frauen mit Partner weniger glücklich sind als Frauen ohne Partner. Genauso lässt sich damit nicht mit Sicherheit sagen, dass Männer ohne Partner weniger glücklich sind als Männer mit Partner. Auch wenn das bei Männern natürlich naheliegt, weil gute soziale Beziehungen sehr wichtig für ein zufriedenes Leben sind.
Die wichtige Frage ist immer, ob ein Merkmal kausal durch ein anderes Merkmal bedingt wird, oder eben nur gemeinsam auftritt. Das ist bei solchen groß angelegten sozialwissenschaftlichen Studien, die dann von verschiedenen Forschern in verschiedene Richtungen ausgewertet werden, besonders wichtig. Und gerade Lebenszufriedenheit ist so ein Gesamtaggregat, das super schwierig zu entzerren ist.
Ich weiß gar nicht ob es dafür tragbare Belege gibt. Es ist mir nur aufgefallen dass diese Überzeugung häufig als Fakt gehandelt wird.