Wir alle sind immer irgendwo in unserer eigenen, kleinen Blase unterwegs und verfolgen unsere eigenen Themen. Ich würde gerne einen Einblick von euch bekommen, was gerade bei euch so abgeht, passiert, etc. Was rollt auf euch zu? Was beschäftigt eure Branche gerade am meisten? Jetzt gerade und perspektivisch?
Ich z.B. arbeite im Verlagswesen. Bei uns findet gerade wegen KI ein großer Umbruch im ganzen publishing Bereich statt. Außerdem: Jedes Unternehmen - egal ob die Volksstimme in der Börde oder die NYT - sucht gerade alternativen zur Typischen Paywall. Alle wissen, dass das kein langfristiges Konzept ist, was die Branche trägt.
Schöne Idee! Ich bin Informatiker und stehe kurz vorm Abschluss meines Masters. Ehrlich gesagt, sind die KIs und und im Speziellen LLMs, wie GPT und LLaMA et cetera bei mir auch täglich sehr präsent. Obwohl ich KI, und nicht nur die neuronale Herangehensweise, auf jeden Fall interessant finde, kann ich diesen Hype langsam nicht mehr hören. Zum Glück konnte ich, als ich noch Vorlesungen besuchen musste, noch einige Module ohne KI-Schwerpunkt wählen. Aber das ist auf meiner Uni jetzt vorbei. Die neuronalen Netze entwickeln sich aus meiner Perspektive langsam zum Blockchain-Phänomen, bei dem auf alles neuronale Netze geworfen werden, weil es gerade en vogue ist, auch wenn das gar keinen Sinn ergibt und die ganzen Ex-Kryptobros und Entrepeneure dummschwätzen, wie unfassbar sinnvoll es sei, auf alles KI zu klatschen. Ich vermisse die Zeit, in der bestimmte Dinge auch einfach mal sauber ausprogrammiert wurden und man sich mit der Mathematik an sich auseinandergesetzt hat. Wenn diese Herangehensweise eine Lösung ist, dann ist sie sehr häufig nämlich viel energiesparsamer und im Gegensatz zu den neuronalen Netzen, kann man den Systemzustand analysieren und verstehen, warum ein Algorithmus etwas macht. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, vor allem aber, was ihr in anderen Bubbles so zu erzählen habt.
Hör bloß auf, ich bin der Machine-Learing-Sparte tätig und es geht mir so auf den Sack. Viele Unternehmen kriegen es nicht mal hin ihre Daten vernünftig zu halten (20 Excel-Tabellen mit 21 verschiedenen Schemata sind keine ordentliche Datenhaltung) und wollen jetzt auf einmal krass KI machen.
Ich hoffe einfach, dass Dinge die LLMs gut können, z.B. dummschwatzen, bald als obsolet angesehen werden und wir es einfach lassen. Wir schön wäre eine Welt ohne Bewerbungsschreiben.
Ja, das finde ich immer wieder faszinierend an Leuten, die LLMs geil finden. Die schwärmen dann total davon, dass sie in nur 2 Sätze beschreiben können, was für einen Text sie haben wollen, damit das ChatGPT auf eine DIN A4 Seite aufbläst.
Warum wollt ihr eine DIN A4 Seite an Text haben, wenn die Bedeutung in 2 Sätzen gesagt ist?
Alles damit der jenige der sich über die aussagenlose Textwand freuen darf, diese mit ChatGPT wieder zusammenfasst
Wie siehst du als ML Ingenieur die Entwicklung zu mehr Einheitsbrei durch ML Systeme? Also ist das tatsächlich auch außerhalb der inzwischen madigen Google Suchergebnisse gegeben und ein langfristiges Problem, oder ist das eher ein Ausnahmefall oder technisch gut lösbar?
Ich weiß jetzt nicht worauf genau du mit Einheitsbrei anspielst, aber ich habe neulich einen Artikel gesehen wo es darum ging, dass zukünftiges Training von LLMs ein Problem haben könnte, wenn in den Trainingsdaten aus dem Netz haufenweise halbgarer KI-Content dabei ist.
Ansonsten ist mein Feld eher mit Sensordaten aus Industriemaschinen beschäftigt. Da gibt’s bis jetzt zum Glück keine KI die Daten generiert.
Ach, da kann ich dich beruhigen. Hab 2005 als Informatiker abgeschlossen und dachte damals genau das gleiche über früher™. Irgendwann hört man auf mit dem Zählen der durchs Dorf getriebenen Säue. Aber ja, ich kann bestätigen, dass das Thema auch in meiner Bubble präsent ist. Wobei genau umgekehrt proportional zum Wissen in Informatik von der Panik her…
Ja, das fällt mir sogar als Hobbyprogrammierer auf. Jeder schlägt für alles KI vor, auch wenn es überhaupt keinen Sinn macht. Keine Sau braucht KI im Auto, das Ding muss zuverlässig und deterministisch funktionieren.
Ich persönlich warte auf genau eine einzige Anwendung von KI in meinem Alltag: Home Assistant mit meinen eigenen Mikrofonen, TTS und Sprachsynthese, API-Anbindung an ChatGPT-4. Der Witz dabei muss natürlich sein, dass die KI die Bezeichnungen meiner Geräte und Räume kennt und versteht.
Ist sicherlich heute schon machbar, habe aber aktuell keine Zeit mich da reinzufuchsen.
“KI” ist vielleicht einfach die neue Buzzword-Sau die durchs Dorf getrieben wird, weil “Blockchain” inzwischen langweilig geworden war.
Im Gegensatz zu Blockchain ist KI aber gekommen um zu bleiben. Ist ja nicht umsonst Thema in der Informatik seit es die Informatik gibt. Die aktuelle Frage ist nur, welche LLM-Anwendungen tatsächlich sinnvoll sind und in der Praxis Vorteile bringen.
Das ist doch bei jeder Technologie, die neuartig ist. Es werden jegliche Lösungen heraufbeschworen ohne genauer über das Problem nachzudenken.
Ich stecke in der KI-Materie nicht super tief drin, aber verstehe es hinreichend. Da nervt es schon, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die nur in LinkedIn-Hashtags denken und die Sinnhaftigkeit der Technologie nicht verstehen.
Schau dir Mal Home Assistant an, das kann schon die Grundsätze von Sprachassistenz. (Falls du genau diese Software schon gemeint hast, dann hoffen wir Mal auf eine gute Weiterentwicklung davon)
Fullack! Man sucht jetzt Probleme, die man mit KI lösen kann statt erst das Problem zu verstehen und DANN zu überlegen, welche Lösung dafür sinnig ist. Hier werden 100k verballert für eine Lösung wo wir nicht wissen, ob sie funktionieren wird. Es werden lauter solcher Wetten abgeschlossen ohne die sich nur einmal anzuhören, für die man eigentlich alles macht. Kunden, Anwender, User usw.
Aber der Abteilungsleiter beim Kunden freut sich, dass er präsentieren kann, dass im neuen Projekt KI drinsteckt, und er definitiv kein Dinosaurier ist, und den technologischen Fortschritt noch im Griff hat. Das erzählt er dann dem Spartenchef, der das gleiceh über sich selbst denkt und den C-Leuten erzählt. Die freuen sich dann, dass ihr Unternehmen ja dank ihrer großen Visionen weiter erfolgreich ist, und können das dann in den Quartalsbericht schreiben.
Sowas lässt man sich doch gerne ein paar Hundertausend kosten.
Aufgrund persönlicher Kontakte in eines der wichtigen Bundesministerien kann ich euch verraten: Da gibt es eine Staatssekretärin, die ihre Leute damit beauftragt, eine KI zum Redenschreiben zu bringen. Die Mitarbeiter verzweifeln jetzt schon, die Zuhörer dann später.
Kann eigentlich nicht soo schwer sein mit GPT-4. Halt mit talking points bis September 2021
Reden für eine deutsche Staatssekretärin will man aber nicht unbedingt an eine US-Firma outsourcen. Dann eher ein Modell was man lokal nutzen kann, die kommen aber soweit ich weiß nicht an GPT-3.5 und erst recht nicht an 4 heran.
Aber egal, die Idee ist sowieso Quatsch.
Ich seh’s so: Die Fanboys können sich damit beschäftigen, während ich heute echte Probleme bei echten Kunden löse. Vor kurzem war es Krypto, heute ist es ChatGPT. Immer wieder was neues.
Solange die Kunden nicht brauchbar beschreiben können, was sie wirklich wollen, sehe ich keinen großen Mehrwert in der Entwicklung. Und die wenigsten (meiner Kunden) können das. Auf der Entwicklerseite: Wer immer weniger Code selber schreibt, hat immer größere Probleme fremden Code zu verstehen. Auch das sehe ich sehr kritisch.
Was macht mich als zielorientierten Mensch aus? Du gibst mir ein Problem, ich löse es für dich und du bezahlst mich dafür. Fire and forget. Ich sehe nicht das eine KI wenn’s hart auf hart kommt um 3 Uhr Nachts ins Auto steigt, eine Entwicklungsumgebung startet und debugging betreibt um festzustellen, dass du kein Papier in den Drucker eingelegt hast… Und in meiner Bubble will sich der durchschnittliche Mitarbeiter immer weniger mit der Materie auseinandersetzen. Die einen Geben die „Drecksarbeit“ an andere ab, die anderen meinen ChatGPT schreibt ihnen in 5 Minuten ein MES System indem sie als Beschreibung einen Einzeiler schreiben 😄
Bubble: IT-Infrastruktur der Energieversorgung.
Ein großes Thema der ganzen Branche ist Redispatch 2.0. Da immer mehr erneuerbare Energien Teil des Strommixes sind, werden mehr und bessere Prognosen für Stromverbrauch und -bedarf gebraucht, damit die Übertragungsnetzbetreiber rechtzeitig entweder Erzeuger oder Verbraucher ein- oder abschalten können.
(Wenn Ihr in der letzten Zeit in der Rechtsaußenpresse was über “Deutschland wird der Strom abgestellt!!!” gelesen habt: Es ist absolut nichts neues, daß bei Großverbrauchern bei Unterkapazitäten mal der Stromverbrauch reduziert wird, und das wird schon seit Jahren so praktiziert.)
Dieses Thema erfordert einiges an Hausaufgaben bei Stromnetzbetreibern auf allen Ebenen. Es müssen die ganzen Daten besser erfasst, verarbeitet, und weitegeleitet werden, die Prognosen erstellt, und sinnvolle Fahrpläne zum Steuern der einzelnen Elemente generiert werden - und das ganze muss auch noch kaufmännisch abgerechnet werden.
Und ich dachte für einen Moment es geht um meine lieblings in-memory KV Datenbank :(
IT-Infrastruktur der Energieversorgung
Hab vor, mir da dieses Jahr einen Job zu suchen. Werden immer noch Leute gesucht, oder?
Interessant, welche Rolle spielen dabei private Haushalte, v.a. z.B. mit “Balkonkraftwerken”?
Auf der Ebene mit der ich zu tun habe (Stromnetze und Stromnetzbetreiber) ist das eine weitere Datenquelle - wie viel Strom wird erzeugt, und wieviel eingespeist? Das muss natürlich in den Prognosen berücksichtigt werden, aber solange die Datenerhebung gut ist, ist das kein allzu großes Problem.
Bei Redispatch 2.0 geht es hauptsächlich um die Kommunikation und Koordination zwischen den Verteilnetzbetreibern (regionale und lokale Stromnetze) und Übertragungsnetzbetreiber (überregionale Stromnetze - in Deutschland gibt es genau 4 ÜNBs).
Für RD2.0 sind BKWs doch uninteressant, da sie keine 100 kWp haben, richtig?
Ich bin auch in dem Bereich tätig, kannst mir gerne eine DM schicken.
Jedes Unternehmen - egal ob die Volksstimme in der Börde oder die NYT - sucht gerade alternativen zur Typischen Paywall
Da interessieren mich die Ansätze tatsächlich mehr, als die eigentliche Frage hier.
Es werden gerade ganz viele Sachen ausprobiert. Text to speach, Newsletter erleben eine Renaissance, tiefgreifende lokale ausführlich lange Inhalte, KI generierte Inhalte, Podcast Einbindung, Community building, etc.
Newsletter erleben eine Renaissance
Das macht mich eh komplett fertig. Die Leipziger Volkszeitung macht hier tatsächlich Plakatkampagnen für ihre Newsletter. Spannend zu sehen, welche Früchte es trägt, dass sie sich alle begeistert auf Facebook, Instagram und Twitter eingelassen haben.
Leider finde ich den Comic nicht mehr, bei dem der Blogger seine Leserschaft lauthals zu Facebook einlädt, Facebook anschließend die Tür abschließt - und der Blogger schließlich traurig vor den verschlossenen Türen nach seinen Followern ruft, die ihn im Facebook-Gebäude wegen der geschlossenen Pforten nicht mehr hören. Das war toll.
Leider finde ich den Comic nicht mehr (…)
Mal ganz blöd gefragt: hast du eine bessere Idee als Plakate?
Werbung im Internet sieht kaum jemand und durch das Targeting wird’s wahrscheinlich auch nicht günstig sein. Vielleicht gehört die Plakatierungsfirma auch zur Zeitung und ist dadurch sehr günstig.
Kannst du noch was zu den lokalen Inhalten sagen? Das stört mich ungemein wie es grade laeuft und das in einer Stadt in NRW mit 200k Einwohnern.
Wie oft da Presse mitteilungen einfach nur kopiert und rausgehauen werden, null investigativ journalismus und dann noch die quasi Monopol Stellungen die einige Verlage da haben. Warum erfahre ich in der lokalpresse erst immer am Tag nach der Veranstaltung was davon?
Kannst du das bitte loesen? :D
Neben den lokalen und regionalen Nachrichten gibt es auch das nationale und internationale Geschehen. Da hier keine Journalisten tätig sind, werden diese Inhalte zugekauft (z.B. DPA) um einen “bunten Mix” zu schaffen und die Leute länger auf der Seite zu halten.
Der investigative Journalismus kommt meiner Meinung nach auch viel zu kurz. Dabei muss es ja nicht mal politisch oder skandalös sein. Die Leute sehnen sich auch nach tieferen Inhalten zu Dingen, die um sie herum geschehen. Der Tennisverein mit seinem 75-jährigen bestehen, Der Bäcker der auf Bio umstellt, die Verzögerung des Baus eines Radweges, usw. Bitte korrigiere mich da gern, wenn ich daneben liege.
Keine Ahnung wie Massenkompatibel das ist, aber ich selbst fände ein Micropayment-System gut. 30 Cent, anbieterübergreifend mit einem Klick zu zahlen, würde ich immer für interessante Artikel ausgeben. Da käme im Monat bestimmt auch was zusammen.
ich selbst fände ein Micropayment-System gut. 30 Cent, anbieterübergreifend mit einem Klick zu zahlen, würde ich immer für interessante Artikel ausgeben
Gab es mit Blendle, ist gescheitert. War sehr gut, aber etwas schwierig, da die Verlage selbst nicht auf das Angebot verwiesen haben.
Grundsätzlich finde ich die Idee auch wirklich schwierig. Die taz hatte früher flattr als Alternative zum Soli-Abo genutzt, hat es aber wieder abgeschaltet, weil damit eine massive Umlenkung der Vergütung in Richtung reißerischer Artikel erfolgte. Würden andere das machen, wäre das für Clickbait noch einmal ein massiver Schub.
Ansonsten sehe ich die Paywall-Thematik auch gar nicht so eng, weil sowieso jeder Artikel von Spiegel+, Welt+ und wie sie alle heißen am nächsten Tag bei Genios in der Bibliothek verfügbar ist. Dass zumindest eine zeitliche exklusive Monetarisierung von Premium-Inhalten stattfindet, erscheint mit fair.
Blendle war eine Plattform, die sich versucht hat vor die Inhalte zu schieben, genau wie ein einzelner Verlag. Echtes Micropayment hieße: alle Artikel bleiben da, wo sie hingehören (zu Verlagen, zu Freelancern, egal). Und alle benutzen aber ein einheitliches oder zueinander kompatibles Micropayment-System.
Meiner Meinung nach sollte man generell kein klick- bzw. artikelbasiertes System einführen. Das haben wir ja momentan schon, nur dass eben mit Werbung/Daten bezahlt wird. Einer der Gründe, warum sich Clickbait so durchgesetzt hat, ist dass man gewonnen hat, wenn man Nutzer dazu bringt, auf den Link zu Klicken. Klar, Clickbait sollte duch diese Maßnahme auch eingeschränkt werden, da die meisten Leute lieber mit angesehener Werbung/Daten bezahlen als mit Geld, aber durch Pakete/Abos oder ein anderen Geschäftsmodell, was nicht einzelne Artikel verkauft, lässt sich Clickbait eben noch effektiver vermeiden. Ausserdem hat das noch einen weiteren positiven Effekt: Wenn man Artikel bereits besitzt, dann ist die Chance das man ihn ließt viel höher, als wenn er noch gekauft werden muss. Das führt dazu, dass man eher mal über seinen Horizont hinausschaut.
In meiner Bubble ist gerade Umzugszeit und jedes Mal wenn jemand umzieht frage ich mich, warum wir eigentlich alle so viel Kram haben, denn niemand mehr nutzt.
Nichts ist befreiender als sich mal ein paar Stunden Zeit zu nehmen und alles rauszuhauen (sachgerecht entsorgen natürlich), was man im gesamten letzten Jahr nicht gebraucht hat. Ausgenommen sind Dokumente, Andenken.