Der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal berichtet von einem “Inferno”. Im aktuellen Krieg in Nahost fordert er Anstrengungen von israelischer Seite.

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat Ivar Buterfas-Frankenthal stark mitgenommen. Die dort verübten Verbrechen seien “sehr, sehr schwer zu verkraften”, sagte der jüdische Überlebende des Holocausts am Donnerstagabend bei Markus Lanz.

Gleichzeitig forderte er, dem “dauerhaften Morden” im Nahen Osten ein Ende zu setzen.

“Wir müssen doch wirklich mal an das Übel der Wurzel herangehen.”
- Ivar Buterfas-Frankenthal, Holocaust-Überlebender

“Und da müssen sich die Politiker wirklich was einfallen lassen, dass man vielleicht auch den Arabern ein kleines bisschen gerecht wird. Die haben doch auch eine Berechtigung auf ihre Existenz. Das ist doch ganz klar. Sonst kriegen wir das Morden doch nie mehr raus.”

“Gedanken machen” über Israels Siedlungspolitik"

Dafür müsse man sich auch “mal Gedanken machen über die Siedlungspolitik” Israels. “Ein Land wird immer kleiner, ein anderes nimmt immer mehr Platz ein. Das sind doch die nackten Fakten”, sagte er.

Den Konflikt könne man “nicht mit Gewalt lösen, denn Gewalt kann keine Lösung sein. Hier müssen sich die Politiker mithilfe der großen Nationen an einen Tisch setzen”.

Darüber hinaus berichtete Buterfas-Frankenthal über seine Erfahrungen in Nazi-Deutschland und über die Anfeindungen,denen er als sogenannter “Halbjude” ausgesetzt war. “Ich konnte gar nicht begreifen: Was ist denn überhaupt ein Jude? Ist das eine Krankheit? Was habe ich an mir? Was ist anders?”, sagte er.

Buterfas-Frankenthal: “Ein Inferno war losgebrochen”

Eines Tages, während des Morgenappells in der Schule, habe der Schulleiter “ganz laut, dass alle es hören konnten”, zum jungen Ivar gesagt: “Hör mal zu, du kleiner Judenlümmel: Du verlässt sofort unseren Schulhof. Du verschwindest und lässt dich hier nie wieder sehen und du wirst mit deinem jüdischen Pest-Atem unsere arische Luft nicht weiter belasten.”

Im selben Moment sei ein “Inferno” losgebrochen:

“Die Mädchen traten nach mir. Einige spuckten nach mir und ich lief so schnell, wie ich konnte, vom Schulhof.”
- Ivar Buterfas-Frankenthal, Holocaust-Überlebender

Hitlerjungen hätten Ivar “geschnappt”: “Einer von den Großen riss mir die kurze Hose runter und brannte mir mit einer Zigarette ein Loch in den Oberschenkel.”

Die Hitlerjungen hätten ein Abtrittgitter in Brand gesetzt, “mich auf die Roste gestellt”, geschlagen, Lieder gesungen und gesagt: “Jetzt werden wir die kleine Judensau mal bei lebendigem Leibe rösten.”

Ivars Mutter und die Kinder verstecken sich vor den Nazis

Felix Buterfas, Ivars Vater, sei 1934 als “Kommunist und Jude” ins Konzentrationslager Esterwegen deportiert worden. Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 hatte “alle Juden zu sogenannten Staatenlosen” gemacht.

Orla Buterfas, Ivars Mutter, sei daraufhin gemeinsam mit ihren acht Kindern nach Polen geflohen und dort nur knapp der Verhaftung entgangen. Nach Hamburg zurückgekehrt, hätten sich Orla und die Kinder bis zum Einmarsch der Briten am 3. Mai 1945 in einem Kellerloch versteckt.

Felix Buterfas sei 1945 aus dem KZ Sachsenhausen zurückgekehrt, “unversehrt, was wir uns alle gewünscht hatten”: “Kein Armbruch, kein Beinbruch, aber seelisch gebrochen.”

Buterfas-Frankenthal: Nazi-Verbrechen nie vergessen

Ivar Buterfas-Frankenthal berichtet heute Schülern von seinen Erfahrungen: “Leider haben wir mit dem Antisemitismus eine Menge zu tun, schon seit 2.000 Jahren. Wir dürfen nicht zu blauäugig sein, wenn wir glauben, dass wir den restlos austreiben.”

Öffentlichen Forderungen, einen Schlussstrich unter der nationalsozialistischen Geschichte Deutschlands zu ziehen, widersprach Buterfas-Frankenthal: “Schluss mit dem Schlussstrich!” Man müsse schon “mit der fünften Klasse anfangen, über den Nationalsozialismus aufzuklären”.

Er sagte: “Am 8. Mai 2045 können alle Deutschen, wenn sie klug sind und die AfD bei jeder Gelegenheit bekämpfen, 100 Jahre deutschen Frieden feiern.”

8 points

Ich kann mich dem nur anschließen und was der als Kind erleben musste ist auch heftig. Ich weiß nicht was das für Wunden in die Seele reißt aber ich weiß, dass ich persönlich mich da wahrscheinlich nicht so gut Herr Buterfas-Frankenthal heraus kämpfen hätte können.

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Man kann auch schon vor der fünften Klasse mit Kindern über diese Dinge reden, tue ich mit meinen auf jeden Fall.

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-18 points

Mal einen kleinen Denkanstoß:

“Und da müssen sich die Politiker wirklich was einfallen lassen, dass man vielleicht auch den Arabern ein kleines bisschen gerecht wird. Die haben doch auch eine Berechtigung auf ihre Existenz. Das ist doch ganz klar. Sonst kriegen wir das Morden doch nie mehr raus.”

Wie soll das denn aussehen? Es gab doch schon mehrere Anläufe zur Schlichtung, darunter unter Clinton. Die sind alle seitens der “Araber” gescheitert. Ich kenne nur ein Szenario, was denen gefallen könnte…

Also ich lass mich gerne korrigieren - kennt jemand ein anderes Szenario?

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22 points
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Es wäre sicher ein guter Anfang, wenn die Israelis nicht mehr versuchen würden im Westjordanland zu siedeln.

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19 points
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Also der Friedensprozess zwischen Rabin und Arafat unter Beihilfe von Clinton war schon ziemlich weit fortgeschritten. Deswegen wurde Rabin ja von einem rechtsnationalen Israeli erschossen. Angeheizt wurde der übrigens von Netanjahu…

Edit: und wenn ich alle Antworten gelesen hätte, dann hätte ich auch gesehen, dass genau diese Antwort schon gegeben wurde.

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13 points
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Deine Grundannahme stützt sich darauf dass es immer Menschen aus dem arabischen Kulturkreis waren die verantwortlich an den Konflikten waren. Das stimmt so nicht.

Ich kenne auch keine Lösung, weiß aber das egal wie sie aussieht, beginnt sie mit der Anerkennung der Souveränität Palästinas.

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13 points

Wer hat Rabin damals noch gleich ermordet?

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Was hat das jetzt mit einer möglichen Lösung in der Zukunft zu tun?

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15 points

Die sind alle seitens der “Araber” gescheitert.

That you?

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10 points

Es wird niemand um die Ecke kommen und die Lösung präsentieren.

Es hängt vom dafür Arbeiten beider Seiten ab. Was das Streben nach einer stabilen Grundlage für eine friedliche Koexistenz angeht, haben alle Parteien des Konfliktes Nachholbedarf. Mit meinem begrenzten Wissensstand, sieht es für mich so aus, als würden dafür zielführende Bemühungen hauptsächlich von einzelnen NGOs vorangetrieben. Die gewählten Vertreter… nun.

Die von dir zitierte Aussage wird nicht dadurch falsch, dass du “Aber wie soll das denn bitte gehen?” rufst. Das Bestreben dieses Ziel zu erreichen, ist auch richtig, wenn der Weg dort hin nicht klar und der Erfolg unsicher ist. Es ist richtig, das Ziel zu benennen.

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Ne, aber ich frage inwiefern das möglich ist, wenn eine Seite überhaupt nicht zu Kompromissen fähig ist? Da ist die einzige Lösung einfach nachgeben. Und nachgeben ist halt eben kein Kompromiss.

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Es gab einen Weg zu einem Kompromiss mit Oslo. Der war aber wesentlich an das Vertrauen in Yitzak Rabin als Premierminister geknüpft. Der wurde daraufhin von Likud als Hitler dargestellt und von einem Likud-nahen Rechtsterroristen ermordet. Das er den Friedensprozess voranbringen konnte ging sogar, obwohl er als IDF Geberalstabschef den 6 Tage Krieg geführt hat und Verteidigungsminister während der ersten Intifada war. Und warum ging es? Weil Rabin ein vernünftiger Mensch war, der zwar hart, aber fair als Kommandant gehandelt hat und ein ernstes Interesse am Frieden hatte, sowie gesehen hat, dass dafür israelische Kompromisse notwendig sind. Damit hat er eine Annäherung mit der PLO geschaffen, auf der beide Seiten aufbauen wollten. Aber dann wurde er von den Freinden der Likud ermordet. Natürlich von einem Einzeltäter, der keinerlei Hilfe oder Unterstützung hatte. Es konnte schließlich nie bewiesen werden, dass ein Freund von ihm, der für den israelischen Geheimdienst arbeitete Kenntnis des geplanten Attentats hatte

Nachdem Shimon Peres für ein halbes Jahr als Premierminister übernommen hatte, folgte 1996 Netanyahu als Premier in Folge mehrerer Hamas Attacken, die das Ziel hatten, den Friedebsprozess zu untergraben, und Netanyahu in die Hände spielte.

Man könnte also zynisch sagen, dass Netanyahu und Hamas 27 Jahre gemeinsame Arbeit gegen den Frieden geleistet haben.

Während die Hamas jedoch seit 2005 bereits ist, Israels Grenzen von 1967 zu akzeptieren, baut Netanyahu fleißig Siedlungen.

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15 points
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Das ist offentsichtlicher Blödsinn. Es gibt nicht eine, sondern zwei Seiten, die aktiv gegen den Frieden arbeiten. Wir haben Israelis und Palästinenser, die jweils mehrheitlich in Frieden leben wollen, und dann haben wir die Hamas, die aktiv den Friedensprozess bekämpt, in dem sie Palästinenser -jene die sich offen für Frieden engagieren- und Israelis töten, und die Israelische Regierung, die erwiesenermaßen die Hamas sogar finanziell unterstützt hat, weil sie ein toller Vorwand ist, um der ohnehin von Israel kaum Befugnisse eingeräumten zivilen palästinensischen Regierung jegliche Legitimität zu verweigern und um behaupten zu können, dass Verhandlungen ja gar nicht möglich sind, sodass sie weiter fleißig ebenfalls Palästinenser töten (oder durch nur scheinbar unabhängige Siedler töten lassen) können.

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2 points
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Es muss gehen, wenn der Konflikt sich beruhigen soll. Ich seh keinen anderen Weg. Kompromisse und Zugeständnisse auf allen Seiten. Die Alternative ist, dass es so weiter läuft wie bisher oder eine Seite aufhört zu existieren.

Alle Seiten greift weiter als Israel und Palästinenser. USA, europäische Staaten, arabische Liga.

Ich weiß, dass ich hier schreibe, dass Parteien, die sich gegenseitig hassen und sich das Existenzrecht absprechen, aufeinander zugehen müssen, anstatt den Konflikt weiter anzuheizen. Man sieht gerade, wie gut das in den letzten Jahren funktioniert und wozu es jetzt geführt hat.

Herr Buterfas-Frankenthal ist noch viel näher dran. Ist persönlich betroffen. Und dennoch sagt er, dass jede Seite Raum zum Leben braucht. Und das man Kompromisse braucht.

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8 points

Israel hat noch NIE die international anerkannten Grenzen angeboten. Ironischerweise hat ausgerechnet die Hamas (!) diese Grenzen mal im Gegenzug für einen zehnjährigen Waffenstillstand angeboten hat.

Dann gab es noch den Friedensvorschlag von Olmert der von palästinensischer Seite als “auf der Basis hätte da mit einem halben Jahr Zeit was werden können”. Dummerweise kam dieser Vorschlag aber unmittelbar vor dem Ende von Olmerts Amtszeit mit einem “nur wenn ihr ihn sofort genau so annehmt”, weil kurz danach Bibi an die Macht kam, der am liebsten alle Palästinenser vergaßen würde, wenn er damit davon kommen könnte.

Den Palästinensern die Schuld zu geben ist dumme israelische Propaganda, die nichts mit der Realität zu tun hat.

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4 points

Ich bin immer wieder überrascht, wie irgendjemand das zerstückelte, kupierte Mosaik, dass OSLO II als palästinensischen Staat vorgesehen hatte, als Option für langfristigen Frieden sehen kann.

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4 points
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Vielleicht gibt es ja Parallelen zum Ukrainekrieg. Es gab mehrere Anläufe zur Schlichtung, aber die sind an den Ukrainern gescheitert weil sie auf ihre verbohrte Art nicht willens sind, die Landnahme einer feindlichen Armee hinzunehmen?

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