Der Dienst eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres soll man in Deutschland dann sowohl bei der Bundeswehr als auch bei sozialen Einrichtungen ableisten können. Ein Pflicht-Gesellschaftsjahr hatte die CDU bereits vor zwei Jahren in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Neu sind nun die Änderungen zur Wehrpflicht.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz was viele Leute sich darüber Aufregende. Wir müssen leider einfach erkennen, dass unsere essenziellen Bereiche einfach einen Personalmangel haben. Wenn wir schrittweise anfangen wieder mehr Leute in gewisse Berufe zu bringen werden auch mehr Leute bleiben. Von alleine werden viele Leute weder in die Pflege, noch zur Bundeswehr oder in andere Berufe gehen. Natürlich wird das erstmal(aufgrund Katastrophaler Zustände) erstmal nichts verbessern, langfristig schafft das jedoch auch Aufmerksamkeit für solche Bereiche, sodass die dann langfristig besser ausgestattet sind und ein Stück weit auch das Personal Problem zurückgeht.
Wie wärs wenn man die Arbeitsbedingungen und Löhne in den entsprechenden Branchen signifikant verbessert anstatt ein paar Teenager als unterbezahlte Zwangsarbeiter einzusetzen?
Wenn der Beruf so scheiße ist, dass du den Nachwuchs dazu zwingen musst ihn anzuschauen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand bleibt doch äußerst gering.
Und wenn Personalmangel damit bekämpft werden soll, dass essenzielle Positionen alle zwölf Monate neu eingelernt werden müssen, wird sich in der Qualität wohl kaum etwas verbessern.
Die katastrophalen Zustände müssen erst angegangen werden, wenn die Berufe wirklich attraktiv für Nachwuchs werden sollen.
Es ist halt ein Teufelskreis. Personalmangel führt zu schlechten Verhältnisse. Schlechte Verhältnisse führen zu Personalmangel. Mann kann ja jetzt auch leider nicht sagen “so Leute 4 Tage Woche und nur noch 30h die Woche Arbeiten”, weil man Eben nicht das Personal hat um diese Arbeitsverkürzung aufzufangen. Man muss halt irgendwie mehr Leute dazu bringen in den Beruf zu gehen, damit sich das ganze Verbessert. Natürlich müssen auch solche Sachen wie Bezahlung angepasst werden, aber mehr potenzielle Anwerber führt zu mehr Leuten die dauerhaft in den Beruf gehen.
Natürlich müssen auch solche Sachen wie Bezahlung angepasst werden
Für mich ist die Bezahlung nichts was “auch” angepasst werden muss sondern ein elementarer Punkt. Das Interesse der Jugend kann so groß sein wie es will, solange der Beruf kaum was abwirft, werden auch die Verhältnisse nichts ändern. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Personal es als hilfreich empfindet alle 12 Monate Pflichtdienstleistende neu einzulernen, nur damit diese wieder verschwinden wenn sie tatsächlich eine Entlastung sein könnten.
Um den Beruf attraktiv zu machen, braucht es mMn mehr als einfach nur junge Menschen zu verpflichten.
Die xxU wäre für die Wiedereeinführung der Wehrpflicht, aber nicht für deren Finanzierung. Wenn es dann ums finanzielle ginge, würde das Geschrei sehr laut werden: von “unseriös”, “nicht durchdacht”, “wer soll das bezahlen” zu “dafür müssen wir am Sozialstaat sparen” und “das muss uns Sicherheit wert sein”.
Ich bin nicht so vehement gegen einen Pflichtdienst wie die meisten hier, aber die Vorstellung der Konservativen ist natürlich trotzdem quatsch. WENN es eine Pflichtdienst geben soll, dann müssen dazu mMn mehrere Voraussetzungen erfüllt werden.
- Die Wehrpflicht darf nicht bevorzugt sein, sondern muss eine gleichberechtigt Wahlmöglichkeit neben Zivildienst (sozial, kulturell, ökologisch) und Katastrophenschutz sein. Da sollte dann auch für jeden etwas dabei sein, das ihm ganz persönlich sinnvoll ist. Wer eine abgeschlossene Ausbildung/Studium hat, kann dann auch in diese Richtung sinnvoll eingesetzt werden. In Korea leisten z.B. Ärzte ihren Pflichtdienst normalerweise als Amtsarzt
- Das Ding muss fair sein. Keine Ausnahmen für Frauen, dritte Söhne oder irgendwelche Berufsgruppen.
- Faire Bezahlung. Punkt.
- Dienstpflicht insgesamt nur mit einer guten Begründung. Und nein, Personalmangel ist genau so wenig ein guter Grund wie moralisch-schwurbeliges “Erziehung der Jugend”. Ein guter Grund kann eigentlich nur die Verteidigungsfähigkeit des Landes und Resilienz im Katastrophenfall sein. Die Politik muss sich also erstmal überlegen, ob die Lage schlimm genug für einen Pflichtdienst ist und falls sie zu der Einschätzung kommen, auch entsprechend konsequent handeln.
Ich weiß nicht ob die meisten wirklich vehement gegen einen Pflichtdienst sind. Aber wie du selbst schreibst, ist dieser Vorschlag einfach quatsch. Und wenn es dann auch noch dreist “Gesellschaftsjahr” getauft wird, obwohl es eigentlich nur eine Zwangsbeschäftigung ist, kann ich vehemente Kritik schon nachvollziehen.
Um einen Pflichtdienst sinnvoll und nachhaltig durchzuführen bräuchte es entsprechende Infrastruktur und vor allem Mitarbeiter, die sich angemessen um die Pflichtdienstleistenden kümmern können. Ich sehe allerdings nicht, dass die Union so eine Investition auch nur ansatzweise in Betracht ziehen würde. Deren schwarze Null lässt für solche Ausgaben überhaupt keinen Spielraum. Die Arbeit würde auf jene abgewälzt, die ohnehin schon mit ihrem Beruf ausgelastet sind, während sich die Union für ihr gesellschaftliches Engagement feiert.
Das ganze ist einfach eine so offensichtliche Mogelpackung, dass ich von der Union nichts substanzielles hierzu erwarten kann.
Wehrpflicht ist halt so Rückständig. Zu irgendwas gezwungen werden, ist einfach nicht mehr Zeitgemäß. Wenn man Volljährig ist, ist man die zwänge los. Gut die Berufsschulpflicht endet nicht zum 18., sondern erst zum Ende des Schuljahres, wenn ich noch richtig informiert bin. Erst wenn ich was will, muss ich auch was geben. Will ich kein Geld vom Amt, muss ich mir auch keine Arbeit suchen usw. Das Militär ist halt auch echt nicht gerade populär. So auf Krieg hat nicht jeder Bock und auch mit dem Unterordnen nicht. Und dann als Ersatz irgendwelche Arbeiten verrichten, auf die man kein Bock hat?
Wenn man wieder Leute braucht, sollte man einfach ein attraktiveres Angebot machen. In den USA wird ja einem durchaus die Schulbildung bezahlt. Man könnte hier auch was ähnliches machen. Wohnung, Führerschein, irgendwas lässt sich bestimmt finden, was die jungen Leute hinterm Ofen her holt.
In den USA wird ja einem durchaus die Schulbildung bezahlt.
Abgesehen davon, dass man auch in der Bundeswehr eine Ausbildung machen kann, weiß ich nicht ob der Vergleich mit den USA wirklich so passend ist.
Dort ist die Armee oft genug die letzte Möglichkeit nicht komplett abzurutschen und sich ein Einkommen und Unterkunft zu sichern. Die Bundeswehr als soziales Auffangnetz ist glaube ich nicht das Ziel der Union.
Die Bundeswehr kümmert sich natürlich um Unterkünfte für Soldaten. Führerscheine kannst du da auch machen, für alles mögliche. Die Bundeswehr-Uni bietet zahlreiche Studiengänge an, du musst dich nur lange genug verpflichten.
Da ist höchstens ein Problem in der Öffentlichkeitsarbeit, so dass die Leute nicht genug über die Möglichkeiten wissen.
Gab es diese elende Diskussion nicht schon vor ein paar Jahren mit dem Schlusswort, dass man weder im Bund, noch in der Pflege oder sonst irgendwo ein Übermaß an Leuten braucht, die mangels Bock auf Zwangsarbeit auf Bummelstreik o.ä. setzen würden?