Was haltet ihr von der Idee des Industriestrompreises? Demnach würden die Unternehmen aus dem sogenannten Transformationssektor subventioniert. Auf der einen Seite werden damit zumindest keine falschen Anreize gesetzt (Stahl, Zement, …), auf der anderen Seite frage ich mich, ob die Maßnahme überhaupt wirksam wäre hinsichtlich der wirtschaftlichen Großwetterlage in Deutschland. Haben die betroffenen Unternehmen überhaupt einen nennenswerten Anteil an der Wirtschaftsleistung? Was ist mit der Beschaffung von Rohstoffen und Halbzeugen aus dem Ausland, die nicht subventioniert sind, aber trotzdem die Herstellkosten der deutschen Hersteller in die Höhe treiben? Wenn ich richtig informiert bin, waren viele Stahlerzeugnisse in den letzten Jahren überall schwer und teuer zu bekommen, Lieferkette Probleme, etc.

Mich würden eure Einsichten interessieren!

33 points

Warum bekommen die größten Verbraucher = Verschmutzer eigentlich immer die Sozialtarife, und die Bürger nicht?

Ein Liter Kerosin kostet die Fluglinien 38ct. Wir zahlen um die 2€ für den Liter Benzin.

Die Indrustrie bekommt die Kilowattstunde Strom zukünftig für 5ct, der durchschnittliche Strompreis für normale Kunden liegt im Momemt bei 31ct.

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18 points

Weil wir mit der Wirtschaft im internationalen Wettbewerb stehen, aber mit Privatpersonen nicht.

Das liegt daran das es sehr viel einfacher ist seine Produktion ins Ausland zu verlagern, bzw. neue Kapazitaeten direkt im Ausland zu schaffen, als es fuer Privatpersonen ist ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlagern. Daher haben wir es nicht noetig Privatpersonen durch subventionen hier zu halten.

Was ich schade finde ist das man im privaten Bereich keine Preisanreize nutzt um die Energiewende vorran zu treiben. Wenn man zB. Strom deutlich guenstiger als fossile machen wuerde dann braeuchte es keine Verbote um Waermepumpen und Elektroautos attraktiv zu machen. Wenn ich meine Heizrechnung durch eine Waermepumpe halbieren kann ist sie ein no-brainer.

Leider ist das aktuell nicht so. Bei Strompreisen von 50-60 cent an Ladesaeulen liegen die Energiekosten fuer Elektroautos kaum unter denen von Verbrennern, und bei 30 cent fuer haushaltstrom ist auch eine waermepumpe nur unwesentlich guenstiger als eine gasheizung.

So bleibt die Energiewende leider ein Privileg der Eigenheimbesitzer die platz fuer PV auf dem Dach haben und zugriff auf guenstigen Strom haben :(.

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10 points

Das mit Wärmepumpen sollte sich bald ändern. EEG Umlage ist weggefallen und auf Gas kommt bald die normale Mehrwertsteuer und eine höhere CO2 Abgabe. Das sollte die Wärmepumpe schon ordentlich günstiger machen. Vorallem bei stärkerem Ausbau der Erneuerbaren.

Momentan fehlt noch ein lokalerer Strompreis. Das sollte gerade im Norden viel helfen.

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1 point

also aktuell kostet strom hier 30 cent pro KWh und gas 8. Dh. die Waermepumpe muss einen COP > 3.8 haben um guenstiger zu sein. Das duerfte in den meissten Altbauten knapp werden. Ich liege bei etwa 3.7-3.8, dh. ich waere mit gas billiger gefahren weil die waermepumpe natuerlich deutlich tuerer in der Anschaffung war als eine neue Gasheizung.

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1 point

Außerdem brauchen zeitabhängige Preise.

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21 points

Gefördert werden sollen stromintensive Unternehmen, die im Bereich der sogenannten Transformation arbeiten, also etwa Batterien, Windräder oder Wärmepumpen herstellen.

Okay, jetzt verstehe ich die Idee. Wir wollen, dass mehr dieser Dinge produziert werden für die Energiewende. Und die Unternehmen, die das Zeug produzieren, klagen über hohe Strompreise.

Aber warum nicht diese Dinge direkt subventionieren? Warum den Umweg über Strom?

Zum Beispiel könnte man sagen: Für jedes produzierte Ding bekommt ihr extra Geld vom Staat! Und könnt es zusätzlich noch verkaufen.

Dann lohnt es sich mehr, diese Dinge zu produzieren. Wie das produziert wird, ist egal. Wenn Strom (warum auch immer) teuer ist, ist es weiterhin wirtschaftlich sinnvoll, Strom zu sparen. Und dennoch mehr gewünschte Dinge zu produzieren.

Subventionieren wir aber einfach Strom, schafft das andere Anreize. Dann kann es sich lohnen, durch ebenfalls stromverbrauchende Nebentätigkeiten Geld zu verdienen, ohne dass dabei irgend ein gewünschtes Ding mehr produziert wird. Und es gibt weniger Gründe, den Stromverbrauch bei der Produktion gewünschter Dinge zu reduzieren.

Das ist besonders fragwürdig, weil der Strommix ja noch etwa zur Hälfte aus fossilen Energien besteht. Einfach Stromverbrauch zu subventionieren ist also indirekt eine Subvention “für mehr Klimawandel”, obwohl man ja eigentlich das Gegenteil; die Energiewende beschleunigen will.

Als Gamedesigner hat mich das jedenfalls irritiert, wieso man Strom günstiger macht. Dabei will man doch gar nicht mehr Stromverbrauch, sondern mehr Dinge. Mit dem gleichen Geld könnte man auch einfach Dinge profitabler machen, egal ob die mit oder ohne Strom produziert werden. Der aktuelle Ansatz verringert auch den Anreiz, die Produktion dieser Dinge vom Stromverbrauch zu entkoppeln. Was ziemlich doof ist, wenn Strom teuer ist (und zudem Emissionen verursacht).

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8 points

Also ein Grund der mir einfällt ist, dass Subventionen so langsam ausgeschichen werden. Wenn der Strompreis runtergeht (und das soll er ja durch die Energiewende letztendlich), nähert man sich den 5ct an. Wenn man die dann irgendwann erreicht sind die Subventionen ausgesetzt ohne, dass die Unternehmen plötzlich eine Menge weniger Geld in der Tasche hätten. Könnte man vermutlich mit anderen Formen von Subventionen ähnlich machen, indem sie man langsam verringert, aber das wäre vermutlich aufwendiger.

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3 points

Man könnte die Subventionen an den Strompreis und die erzeugten Produkte koppeln, aber nicht an die verbrauchte Energie

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3 points

Klingt plausibel, danke!

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7 points

Weil man subventionierte Dinge überall bauen kann und du keine Ahnung hast wo jetzt die Wertschöpfung stattgefunden hat. Das zu kontrollieren ist auch sehr schwer.

Strom hingegen wird niemand erst nach China bringen um dann da etwas damit zu produzieren.

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5 points

Ich hab das im DLF anders wahrgenommen:
Der vergünstigte Strompreis gilt für die Unternehmen, die in Deutschland produzieren und deren Produkte im internationalen Wettbewerb stehen, also u.a. Stahlproduzenten.

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8 points

Vielleicht hab ich mich unklar ausgedrückt oder etwas noch nicht verstanden. Ich wiederhole meinen Punkt in Bezug auf deinen Einwand, damit du mir zeigen kannst wo der Gedanke hängt:

Der vergünstigte Strompreis gilt für die Unternehmen, die in Deutschland produzieren und deren Produkte im internationalen Wettbewerb stehen, also u.a. Stahlproduzenten.

Wir wollen, dass die (mehr) Stahl produzieren, und international mithalten können. Wie wäre es dann, sie für produzierten Stahl zu entlohnen? Pro Tonne Stahl kriegste Geld vom Staat, und verkaufen kannste den immer noch.

Mit einer indirekten Förderung (Strom billiger machen statt Produkte profitabler machen) könnten wir unerwünschte Nebeneffekte bewirken. Grundsätzlich halte ich es für ratsam, genau das zu fördern, was man fördern will. Also Produkte fördern, wenn wir mehr Produkte wollen. Strom günstiger machen wäre entsprechend sinnvoll, wenn man mehr Stromverbrauch wünscht.

Bei bestimmten Unternehmen werden beide Arten der Förderung exakt aufs Gleiche raus kommen. Ob die nun 1000€ weniger für Strom zahlen müssen oder 1000€ mehr durch Produkte verdienen, egal. Bei anderen Unternehmen wird es aber einen Unterschied machen.

Beispiel: Ein Unternehmen hat einen Produktionsweg gefunden, der weniger Strom benötigt. Wird Strom günstiger, ist deren Vorteil gegenüber der Konkurrenz kleiner. Wenn wir also Strom subventionieren, machen wir es solchen Innovationen schwerer (nicht gewünscht).

Anderes Beispiel: Ein Unternehmen produziert Stahl, verdient aber auch mit anderen stromintensiven Tätigkeiten Geld, sagen wir Glas schmelzen. Machen wir Strom günstiger, subventionieren wir somit auch mehr Glasschmelze, obwohl wir eigentlich Stahlproduktion meinten.

Hinter dem ganzen Gedanken steht die Vermutung, dass Stahlproduktion womöglich nicht perfekt korrelliert mit Stromverbrauch.

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4 points

Wir wollen, dass die (mehr) Stahl produzieren, und international mithalten können. Wie wäre es dann, sie für produzierten Stahl zu entlohnen? Pro Tonne Stahl kriegste Geld vom Staat, und verkaufen kannste den immer noch.

Dass müsste man ja für jedes Produkt separat bewerten und umsetzen.

Beispiel: Ein Unternehmen hat einen Produktionsweg gefunden, der weniger Strom benötigt. Wird Strom günstiger, ist deren Vorteil gegenüber der Konkurrenz kleiner. Wenn wir also Strom subventionieren, machen wir es solchen Innovationen schwerer (nicht gewünscht).

Ja.

Anderes Beispiel: Ein Unternehmen produziert Stahl, verdient aber auch mit anderen stromintensiven Tätigkeiten Geld, sagen wir Glas schmelzen. Machen wir Strom günstiger, subventionieren wir somit auch mehr Glasschmelze, obwohl wir eigentlich Stahlproduktion meinten.

Ist, glaube ich, so gewollt, da es ja um die wEtTbEwErBSfäHIgKEit gegenüber den billigstrom Ländern geht.
Das Erzeugnis ist wohl nebensächlich; es geht primär um den Druck von Außen.

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10 points

Wenn erneuerbar, dann gerne. Müssen sie halt ihre Dächer, Büros und Parkplätze mit Solar ausbauen, dann kommen sie schon auf den Preis

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5 points

Das sind gerne selbst bei kleineren Fabriken mit entsprechendem ein paar Quadratkilometer Solarfläche und bei einem Stahlwerk oder ähnlichem reden wir über die Größenordnung AKW.

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2 points

Eben, klingt nach einem Win-Win

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9 points

Der Industriestrompreis dient halt vor allem dazu, Grundstoffindustrie im Land zu halten und dadurch weniger vom Ausland, vor allem China, Russland und Indien abhängig zu sein. Das hat Habeck selbst im Interview beim Podcast Lage der Nation gesagt.

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3 points

Hm, in dem Vorstoß der SPD scheint es aber gerade nicht um Grundstoffindustrie zu gehen. Ein Fokus hierauf wäre zwar auch wieder kontrovers, Stichwort “Anreize”, könnte ich vom Wirkmechanismus hinsichtlich positiver Effekte auf die Volkswirtschaft eher verstehen. Ist wohl noch einiges in der Diskussion - soll ja vorkommen in einer Ampelregierung.

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8 points

Man kriegt 5Cent/kWh mit Erneuerbaren hin. Das Problem ist, dass wir in den nächsten paar Jahren nicht genug Erneuerbare zubauen werden um diesen Preis hinzukriegen. Also ich sag mal auf fünf Jahre begrenzt macht das durchaus Sinn.

Am BIP selbst wird das nicht allzu viel verändern. Allerdings sind die Branchen strategisch ziemlich wertvoll und wir müssen die Produkte sowieso kaufen. Falls sie nicht deutsch sind halt im Ausland. Momentan haben wir die Expertise hier in Deutschland und viele der Unternehemen haben wirklich gute Pläne klimaneutral zu wirtschaften und handeln auch entsprechend. Da ist es imho sinnvoll zeitlich begrenzt einen Überbrückungspreis festzulegen.

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