Es ist echt interessant wie die Wähler darüber jammern als Nazis dargestellt zu werden
Man macht es sich auch damit einfach und externalisiert die Verantwortung. Die meisten AfD-Wähler wählen ja nicht schon immer für sie oder eine rechtsextreme Partei wie die NPD. Da gehört eine Geschichte der Wende mit ihren Nachwirkungen, den strukturellen Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft sowie vieler weiterer Faktoren dazu. Aber das ist eben komplexer, als sich auf einer einfachen, populistischen Erklärungsformel auszuruhen.
Doch schon, es gibt Studien die zeigen dass AfD Wähler die AfD wählen weil sie rechts und populistisch ist. Und zwar unabhängig vom sozioökonomischen Status. Und auch nicht bereit sind ohne weiteres was anderes zu wählen. Können wir mal aufhören die Mär vom armen Ossi zu erzählen, der für Nazis stimmt weil der Bus nicht mehr so häufig fährt?
Dass das gerade von dir kommt ist auch lustig, du hattest doch ewig ein “Stolzmonat”-Profilbild und wolltest nicht erkennen dass das irgendwas mit rechtsextremen Spacken zu tun hat.
Es gibt auch Studien die zeigen dass 2/3 der ostdeutschen AfD-Wähler die Positionen der AfD nicht vertreten. 1/3 sind immer noch zu viel aber ne komplett andere Hausnummer (und im Westen auch nicht unbedingt niedriger, nicht jedes Land ist SH).
Das sind also durchaus Protestwähler. Protestwähler die vor Nazis nicht zurückscheuen (“mal richtig Angst machen”) gibt’s auch im Westen, aber viel viel weniger.
Was du dich mal fragen solltest ist warum es im Osten so viele Protestwähler gibt. Aus dem Osten wirste dann so Dinge wie “wir fühlen uns nicht repräsentiert, wir haben Jahre lang PDS / Die Linke gewählt und der Osten gehört immer noch den Wessis” hören, was durchaus nicht falsch ist, aber auch wieder nicht der Kernpunkt der Bredouille: Das ist die geringe demokratische Partizipation, fehlende Strukturen für gesellschaftliches Engagement etc. im Osten weil für Politik ist Die Partei zuständig, nicht der Bürger.
Wählen alleine reicht halt nicht.
Wenn die Ossis mal richtig Protest machen wollen dann sollten sie die SED neu gründen – als ernstgemeinte Satirepartei. Aufstellen von Stirnerdenkmälern, Vergesellschaftung aller Produktionsmittel nach Artikel 15. Da geht den Kapitalisten dann nämlich der Arsch wirklich auf Grundeis und sie werden von alleine den Sozialstaat wieder reparieren nur um das abzuwenden. 30 Jahre Wiedervereinigung und die Bundesrepublik ist weniger sozial geworden, liegt daran dass die Ossis als Gesellschaft weniger politischen linksdruck ausüben als die DDR damals als Staat. Und das liegt nicht an einem Mangel an roten Socken im Osten. Zumindest in meiner Generation, was im Osten ziemlich genau “Angefressen weil die Pioniere aufgelöst wurden bevor ich mein Halsband bekommen hab” bedeutet überwiegt da die Einstellung “Diktatur scheiße aber Kapitalismus genauso”.
Ich bin jetzt nicht gerade Jemand, der die “Ossis” besonders in Schutz nehmen würde. Da scheint es ja auch eine durch die DDR und darüber hinaus geprägte Kultur zu geben, nach der sich die herrschende Politik doch um viele Lebensbereiche kümmern sollte, die anderswo über persönliches und regionales Engagement gelöst werden. Da gibt es auch eine Studie von einem Berliner Institut, die das in verschiedenen Regionen erforscht hat. Ich finde sie nur gerade nicht. :P
Aber das ist eben komplexer, als sich auf einer einfachen, populistischen Erklärungsformel auszuruhen.
Die AfD ist eine rechtsextreme Partei.
Menschen, die Rechtsextremisten wählen, sind zumindest damit einverstanden, von Rechtsextremisten repräsentiert zu werden.
Welche komplexen Erklärungsmodelle würden daran denn irgendetwas ändern?
Ich denke, dass es aus Sicht einer nach Aufklärung strebenden Gesellschaft sinnvoll sein kann, dass man offen und nüchtern darüber spricht, wie die Verhältnisse zwischen Parteien als politische Mitbewerber um Macht und Einfluss tatsächlich sind. Ich denke nämlich, dass die AfD nicht primär bei den etablierten Parteien unbeliebt ist, weil sie rechtsextrem ist, sondern weil sie ihnen vordergründig Sitze, Posten, Funktionen, Förderungen, Arbeitsplätze und Privilegien kostet. Es ist ein riesiger Machtapparat, der alle Karten ausspielt, die er in der Hand hat. Ähnliches hat auch die PDS bzw. ihre Nachfolgerin Die Linke in den 90er und 2000er Jahren erlebt, bis sie sich im Inneren mäßigte und somit kompatibel wurde um in die Machtverhältnisse eingebettet zu werden. Die älteren Grünen, wenn es sie denn noch gibt, kennen das sicher auch noch aus ihrer Anfangszeit.
externalisiert die Verantwortung
Die Verantwortung für das Wählen einer Partei liegt beim Wähler.
Wer eine Partei wählt, die von Neo-Nazis durchdrungen ist, ist ein Nazi-Wähler und daran ganz alleine selber schuld.
Das macht so in unserer Wertvorstellung Sinn, ist aber völlig bedeutungslos für die Wähler der AfD. Eine öffentlich gerierte Ächtung von AfD-Wählern, würde sie schlicht nicht interessieren bzw. eher noch stärker für die AfD mobilisieren. Deshalb rate ich von der Art der Auseinandersetzung auch ab.
Ich hab irgendwie den Eindruck dass in solchen Regionen keiner ein richtiges Verständnis davon hat was eine Region eigentlich erfolgreich macht. Es muss doch neben dem Handwerk und ähnlichen lokalen Berufen erst mal irgendwas das Geld in die Region bringen und das heißt halt auch Dienstleistungen oder Produkte die außerhalb der Region verkauft werden oder von Besuchern von außerhalb wie beim Tourismus.
Auffällig in dem Bericht ist auch dass alle so leere Phrasen in ihren Forderungen haben aber keine konkreten Handlungsforderungen.
In einer Welt, in der es für die wirklich wichtigen Probleme keine einfachen und bequemel Lösungen gibt, wird die Partei gewählt, die trotzdem einfache und bequeme Lösungen anbietet. Dass es sich bei diesen Lösungen tatsächlich nicht im solche handelt spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Leider.
Wobei ja die komplexen und unangenehmen Lösungen für die wichtigen Probleme auch nicht so wirklich Wirkung zeigen. Das soll jetzt sicher keine Befürwortung für die AfD sein, aber ich finde diese “es gibt keine einfachen Lösungen”-Argumentation immer etwas unpassend.
Ja letztlich geht es einer großen Anzahl Leute deutlich schlechter als vor ein paar Jahren. Das hat freilich Gründe. Zwischen Corona und dem Ukraine Krieg, und deren Folgen war die Zeit alles andere als rosig. Aber was auch immer die Gründe sind: diesen Leuten geht es schlechter und man gibt ihnen nicht das Gefühl, dass es besser wird, also sehen sie sich nach “alternativen” um.
Was also passieren muss ist die Sorgen und Nöte dieser Leute zu adressieren und das auch zu vermitteln. Und mit den Sorgen und Nöten meine ich nicht die bösen Ausländer, sondern das eigentliche Problem was dahinter steckt: “uns geht es schlecht”.