Seit Anfang des Jahres habe ich eine Beförderung beantragt, die meinen erweiterten Verantwortlichkeiten entspricht. Meine Abteilung unterstützt mich, der Personalchef hat sie abgelehnt (“Priorität der Firma sind neue Mitarbeiter”).
Das ist natürlich Bullshit. Ich bin nun auf der Suche nach einem neuen Job.
Ich bin mir über zwei Punkte nicht ganz sicher:
- Bald bekomme ich eine unbefristet Arbeitsvertrag. Soll ich sie annehmen? Das verlängert meine Kündigungsfrist, ist allerdings nicht unbedingt, dass ich eine neue Stelle finde, bevor der befristete Vertrag ausläuft. Ich benötige keine Arbeitserlaubnis für Deutschland, aber ich hätte während der Suche gerne einen bezahlten Job. Die Arbeitsagentur ist bei der Arbeitssuche in meiner Branche nicht sehr hilfreich. Ich würde lieber auf ALG I verzichten, als mich auf irrelevante Stellen zu bewerben.
- Sollte ich beantragen, dass meine Stellenbeschreibung aktualisiert wird, auch wenn es keine Beförderung/Gehaltserhöhung gibt? Das könnte mir bei der Arbeitssuche helfen. Könnte das die Möglichkeit ausschließen, später aus diesen Gründen befördert zu werden, falls ich in dem Unternehmen bleibe?
Ich würde sagen deine Stellenbeschreibung ist weniger wichtig. Du schreibst in deiner nächsten Bewerbung ja selbst was für Aufgaben du schon übernommen hast/was du schon kannst. Lügen sollte man da sowieso nie.
Letztlich hat der Personalchef dir gesagt, dass er Probleme hätte einen anderen Idioten für deine jetzige, unterbezahlte Position zu finden…
Kein Anwalt oder ähnliches, persönliche Meinung aus meiner Erfahrung.
Zu Punkt 1. Wenn du kein ALG beziehen möchtest, und dir dir nicht sicher bist ob du bis dahin einen neuen Job findest, solltest du unterschreiben. Selbst wenn sich die Kündigungsfrist verlängert, kannst du in der Regel ja mit deinem neuen Arbeitgeber ein Eintrittsdatum bestimmen, welches dann eben nach den X Monaten deiner Kündigungsfrist liegt.
Zu Punkt 2. Du wirst nicht befördert. Wenn Dein Personalchef das einmal wegen Bullshit abgelehnt hat, wird er das wieder tun. Lass deine Beschreibung aktualisieren, und fordere ggfs. am Ende auch ein Arbeitszeugnis ein. Denk an dich, und nehme alles was dich weiterbringt mit.
Du solltest auf jeden Fall ein Zwischenzeugnis bzw Arbeitszeugnis einfordern. Du hast ein Recht, wenn sich etwas grundlegendes ändert . Zb von befristet auf unbefristet oder bei einer neuen Stellenbeschreibung.
Mit einem Zwischenzeugnis geht eine Bewerbung woanders deutlich einfacher. Dann hast du schriftlich, was du bisher gemacht hast.
Wenn du ein Gehalt brauchst/willst, während du einen neuen Job suchst, solltest du den unbefristeten Arbeitsvertrag annehmen. Wenn du drei Wochen später einen Job findest, kündigst du ihn halt wieder. Dein neuer Arbeitgeber wird verstehen, dass du noch deine Kündigungsfrist beim alten Arbeitgeber absitzen musst, bevor du anfangen kannst.
Wenn dir dein Chef deine Beförderung nicht wert ist, würde ich aber auch nicht darauf hoffen, dass der unbefristete Arbeitsvertrag wirklich kommt. Das klingt mehr wie ein weiteres Hinhalten. (Dass du ein Dreivierteljahr gewartet hast, um dann gesagt zu bekommen, dass du nicht befördert wirst, ist auch schon mindestens merkwürdig.)
Wenn du erweiterte Verantwortlichkeiten hast, die nicht in deinem bisherigen Arbeitsvertrag stehen, kannst du dir auch überlegen, die einfach nicht mehr wahrzunehmen Malicious Compliance. Warum solltest du mehr Aufgaben übernehmen, wenn es dafür nicht mehr Geld gibt? Falls deine Verlängerung wirklich auf der Kippe stehen sollte, solltest du damit aber erst anfangen, wenn du den neuen Vertrag in der Tasche hast.
Wenn ohnehin eine Vertragsänderung ansteht, ist das eine gute Gelegenheit, auch den Jobtitel zu aktualisieren. Ich rate dir dazu aus dem Grund, den du vorbringst: In deinem Lebenslauf steht dann, dass du in „mindertwertiger” Position X angefangen hast und dich zu Y hochgearbeitet hast. Dann fällt natürlich Malicious Compliance flach.
So wie du die Situation beschreibst, wirst du in diesem Unternehmen nicht mehr befördert. Sieh es mal aus der Sicht deines Chefs: Du machst schon mehr Aufgaben als du müsstest und das ohne Mehrbezahlung. Die Personalabteilung hat dir sogar ins Gesicht gesagt, dass du keine Priorität in diesem Unternehmen bist. Warum sollte irgendwann „von alleine” eine Beförderung kommen?
Falls du dann irgendwann kündigst, solltest du einen Plan in der Tasche haben, wie du mit einem Gegenangebot seitens der Firma umgehst. Das solltest du von der Firmenkultur abhängig machen, denn es gibt zwei Möglichkeiten: Dein Chef gibt dir mehr Geld, sucht aber umgehend nach einem Ersatz für dich – dann hast du das neue Jobangebot abgelehnt und steht bald mit nichts da. Es kann aber auch sein, dass dein Chef dir den Absprung nicht übel nimmt und du doch wichtig genug bist, um die Gehaltserhöhung wert zu sein. In dem Fall kannst du sie annehmen. Die Entscheidung musst du selbst treffen.
Das alles ist meine persönliche, unqualifizierte Meinung auf Grundlage deiner Schilderung. Du musst selbst herausfinden, ob das auf deine Situation zutrifft.
Dein Chef gibt dir mehr Geld, sucht aber umgehend nach einem Ersatz für dich – dann hast du das neue Jobangebot abgelehnt und steht bald mit nichts da.
Das halte ich bei größeren Firmen, wofür “Personalchef sagt Nein” als Indiz sehe eher weniger. Wenn die Firma deutlich mehr Geld anbietet und dich dann aus fadenscheinigen Gründen XY plötzlich abmahnen und kündigen will, dann wird das Arbeitsgericht sagen “haha witzig, nö” und das in der Luft zerreißen. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich schadfrei hält.
wird das Arbeitsgericht sagen “haha witzig, nö”
Voraussetzung ist natürlich, dass man sich schadfrei hält.
…und dass man willens ist, den Aufwand (und ggf. Geld) in eine Klage zu stecken. Und selbst wenn du gewinnst, arbeitest du in einer Firma, die du schon mal verklagt hast und die dich offensichtlich nicht will. Ich weiß nicht, ob das die beste Lösung ist.
Wenn dir die erweiterte Arbeitsplatzbeschreibung bei einer Bewerbung hilft, würde ich sie ändern lassen. Wenn ein neuer Arbeitgeber dich sofort haben will, kannst du deinen Personaler um einen Aufhebungsvertrag bitten. Normalerweise spielen sie mit, weil sie wissen, dass du sonst die restliche Zeit einfach krank bist.
Aufhebungsvertrag ist nicht empfehlenswert. Normalerweise wird so ein Vertrag so verstanden, dass dein alter AG dich loswerden wollte und nur zur Sicherung deines ALG I bzw. zu Vermeidung von Streitigkeiten dir den Vertrag angeboten hat. Damit stellst du dich effektiv schlechter.