Inspiriert von den neuen Zahlen zur häuslichen Gewalt, wollte ich mal fragen, ob ihr schon von häuslicher Gewalt betroffen wart, bzw. ob ihr selbige selbst mitbekommen habt und falls ja, was ist eure Geschichte?

12 points

Im Streit wurde ich von einem Elternteil gewürgt. War zum Glück nicht regelmäßig, doch es hatte sich quasi angekündigt, schon vorher war die Beziehung schlecht bis grauenhaft.

So komisch das vielleicht klingt, die körperliche Misshandlung fand ich gar nicht wesentlich schlimmer als die so schon schlechte Beziehung und den Liebesentzug. Glaube davon hab ich echt nen Knacks von.

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6 points

So komisch das vielleicht klingt, die körperliche Misshandlung fand ich gar nicht wesentlich schlimmer als die so schon schlechte Beziehung und den Liebesentzug. Glaube davon hab ich echt nen Knacks von.

Ha, ja, kann ich 100% unterschreiben. Der Kontrollverlust in einer Gewaltsituation kann traumatisch-überwältigend sein, sehr beschissen und das Gefühl kann dann mit Triggern wiederkommen.

Aber die psychische Komponente von regelmäßiger Abwertung, die frisst sich in das eigene Denken auf eine zumindest bei mir an sich schwerwiegendere Art. Das wird dann die Grundlage der eigenen Gedankenstruktur, greift irgendwie fundamentaler.

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1 point

Diese Erfahrungen habe ich ganz ähnlich auch gemacht. Hab mal gelesen, dass emotionale Gewalt im Kindesalter (Liebesentzug, Vernachlässigung, etc.) sogar grössere Schäden anrichtet als körperliche Gewalt. Das wird dadurch relativiert, dass in Fällen körperlicher Gewalt meist beide Formen auftreten. Deshalb darf aber die emotionale Gewalt keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden, es ist immernoch eine heftige Form der Gewalt!

Ich kann dir nur anraten, das alles sauber aufzuarbeiten. Mir hat es enorm geholfen, die Ereignisse von dazumals einordnen zu können und mit Menschen darüber zu sprechen. Hab mich dann mit anfang 30 zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich gefühlt.

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20 points

Mein Vater hatte öfters mal aus Frust und Überforderung um mich zu bestrafen zu Schlägen gegriffen, habe daran allerdings nur sehr fragmentierte Erinnerungen, muss im Alter zwischen 3 und 7 gewesen sein. Habe allerdings noch ab und an Alpträume in denen er mich umbringen möchte. Im Rückblick konnte ich nach seinem Tod durch das Erbe von seinem Laptop usw schließen, dass vermutlich auch eine verdrängte sadistische Fetischisierung dabei aktiv war (so laßen sich ein paar Texte und es passt in seinen Charakter, geprägt von Isolierung/Selbstrepression und Wutausbruch-Schamzyklen).

Fast noch bizarrer, als ich meiner Mutter viel später mal davon erzählt hatte (ich nahm an sie wusste es und ich hatte sie in meiner eigenen Erinnerung als komplizit drin), meinte sie nicht nur, dass sie nichts davon wusste, sondern erzählte dann noch so ganz non-chalant, dass sie mich einmal auch wohl im Alter von so ca. 3 gebissen hatte, “weil ich mich sonst nicht beruhigen wollte”. Hatte selbst absolut keine Erinnerung, habe sie auch immer noch nicht, aber ich hatte bis ins Teenageralter hinein den Tick nach realem oder befürchtetem Fehlverhalten mich (zurückgezogen und alleine) selbst zu beißen, in Arm oder Bein.

So einen Traumakomplex wird man danach schwer wieder los, wenn nicht die richtigen Faktoren zusammenkommen. Bin jetzt in meinen 30ern und komme immer noch nicht so wirklich mit Alltag und Leben zurecht, auch nach Jahren von mehr oder minder erfolgreicher Therapie und psychiatrischer Behandlung. Leider hatte keine der Therapien bisher länger als einige Monate Besserung gebracht, bis irgendetwas wieder Abstürze verursacht hatte. Hänge immer noch in toxischem Schamgefühl und Phasen von kompletter, dissoziativer Wegrationalisierung in der ich gut logisch denken kann aber keinen Bezug zu Gefühlen habe und Phasen von emotionalem Überschwang. In beiden Fällen geprägt von extremen Selbstwertproblemen und einem fehlenden Bezug zu eigenen Bedürfnissen.

Langer Rede kurzer Sinn: Schlagt keine Kinder. Falls ihr überfordert seid beim Umgang mit Kindern, sucht Hilfe, falls nicht professionell, dann wenigstens im persönlichen Umfeld. Falls euch aus Kontrollverlust ein Übergriff passiert, kommuniziert, dass es eure Schuld war und nicht wieder passieren wird.

Und als Nebensatz: Auch neben körperlicher Gewalt ist ständiges Ausrasten und Demütigen/Beschämen eine Form von Gewalt, aber da will ich nicht noch eine Kiste aufmachen, ein Trauma reicht erstmal.

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6 points

Kommt drauf an, wie wir Gewalt definieren.

Ich wurde als Kind nicht verdroschen, es gab selten den berühmten Klapps auf den Hintern und als jugendlicher ne Ohrfeige von meiner verzweifelten Mutter. Scheiße, klar aber nichts was mich irgendwie traumatisiert hätte, aber auch nichts das irgendeinen erzieherischen Nutzen gehabt hat.

Schlimmer war eher der Umgang meiner Eltern miteinander, bei Problemen. Viel Geschrei, gegenseitige Vorwürfe keine konstruktiven Gespräche oder der Wille was zu ändern.

Das hat schon eher geprägt und ist vllt einer der Gründe wieso ich in Beziehungen zu wenig auf mich geachtet habe und dazu neige es jedem recht machen zu wollen. Einfach nur damit ruhe ist.

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15 points

Ein Freund von mir hatte mal eine Freundin die ihn öfters mal geschlagen hat. Inkl. androhung von “ich häng dich bei der Polizei wegen Vergewaltigung hin, wenn du auch nur annähernd nicht das machst was ich sage”. Das habe ich alles erst danach erfahren. Die warn bei mir zu Besuch und sie hatte ausgeholt um mir eine zu watschen (warum weis ich nicht mehr, ich kann mich nichtmal an einen Streit erinnern. Es ist auch gut 15 Jahre her). Jedenfalls hatte ich Ihre Hand abgefangen und ihr eindeutig klar gemacht das ich zurückschlage, auch wenn sie eine Frau ist. Sie war dann ziemlich verwirrt, als wäre das das erste mal gewesen das das jemand gemacht hat. Glücklicherweise hat der Freund die Beziehung dann recht bald beendet. Für mich war die Situation einfach nur sau krass und mir tat der Freund sehr leid das er sowas erleben musste. Häusliche Gewalt ist Scheisse.

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16 points

Ja, von psychischer Seitens meiner sog. “Mutter”. Diese bekloppte Frau hat mir soweit ich zurück denke ln kann immer nur an den Kopf geworfen wie inkompetent, seltsam und unselbstständig ich bin und dass man mich “ekelhaftes Drecksvieh auf die Müllkippe hätte werfen sollen”.

Die Hilfehotline, die ich damals angerufen habe (hing in der Schule aus, “Nummer gegen Kummer” am Arsch) hat sich genauso wenig für mein Problem interessiert wie die Lehrer, in deren Unterricht ich heulend zusammengebrochen bin. Da kam immer nur “Lüg nicht! Eine Mutter macht so etwas nicht!” ubd ähnliches aus der Richtung. Dass es das Jugendamt gibt wusste ich zu dem Zeitpunkt leider nicht, wobei ich auch nicht weiß ob ich darauf gehofft hätte, dass wenigstens die mir glauben.

Ergebnis von dem Ganzen: Meine Asperger-Diagnose wurde massiv verschleppt, Depressionen, ich bin der Dreckskuh immer noch ausgeliefert, da ich dringend benötigte Hilfen für mehr Selbstständigkeit usw. nie bekommen habe.

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3 points

Oh man. Ich wünsche dir von Herzen, dass du da eines Tages rauskommst, komplett, und dann heilen kannst, so gut es eben geht. Ich weiß nicht ob der sozialpsychatrische Dienst eventuell eine Anlaufstelle für dich wäre?
Ich selbst bin in einem sehr liebevollen Umfeld groß geworden, es schockt mich immer, sowas zu lesen. Wäre mein Umfeld nicht jenes liebevolle gewesen - ich denke, ich wäre irgendwo auf den Straßen Deutschlands gelandet.

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2 points

Danke. :)

Ob der sozialpsychatrische Dienst passend ist weiß ich nicht, aber ich schau mir das mal genauer an, danke auf jeden Fall für den Hinweis.

Und ja so Geschichten wie meine entstehen leider, wenn Leute sich fortpflanzen obwohl sie für die Elternrolle maximal ungeeignet sind. Einfach nur, weil “das macht man halt so” oder weil sie sich durch eine nach außen heil wirkende Familie irgendwie Prestige versprechen, das es nicht gibt.

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