Rechtstreit mit Ex-Präsidenten German Bowl im Schatten schwerer Vorwürfe

Stand: 27.09.2023 15:58 Uhr

Das traditionsreiche Finale um die deutsche Meisterschaft im American Football heißt dieses Jahr nicht “German Bowl”, sondern “GFL Bowl”. Und es findet am Samstag, 14. Oktober (17 Uhr), nicht wie geplant in Frankfurt statt, sondern in Essen. Hintergrund ist ein Rechtstreit zwischen aktueller und ehemaliger Führung des deutschen Football-Verbands AFVD, bei dem es um die Frage geht: Wessen Wohl hatte der ehemalige Präsident bei den Verbandsgeschäften im Blick? Von Volker Schulte

Football-Multifunktionär Robert Huber war nämlich nicht nur 25 Jahre lang Präsident des AFVD, sondern ist auch Geschäftsführer der 2012 gegründeten GmbH German Football Services GFS. Während der Amtszeit des Juristen und CDU-Lokalpolitikers trat der AFVD die Ausrichterrechte am German Bowl an die GFS ab.

Geschäfte in Gesellschaften auszulagern, ist ein gängiger Schritt von Sportverbänden. Normalerweise halten sie 100 Prozent der Anteile dieser GmbHs, mindestens aber 51 Prozent für die Stimmenmehrheit. Beim AFVD ist dies anders, die GFS befindet sich im Privatbesitz von Huber. Vertragsänderung kurz vor Hubers Rücktritt

Laut der neuen AFVD-Führung um Präsident Fuad Merdanovic war vereinbart, dass die GFS pro German-Bowl-Ausrichtung 50.000 Euro an den AFVD ausschütte. Im August 2022, also kurz vor Hubers Rücktritt, sei der Vertrag aber so verändert worden, dass der AFVD auf diese Garantiesumme verzichtete. Das habe in der Bundesversammlung vom 19. November “zu heftigen Diskussionen und großer Empörung gesorgt, da diese Entscheidung den Landesverbänden vorenthalten wurde”, schrieb der AFVD in einer Mitteilung.

So sei der Verband am wirtschaftlichen Misserfolg des German Bowl 2022 beteiligt gewesen. Keine 10.000 Zuschauer kamen ins riesige und entsprechend teure Frankfurter Stadion, zu wenig für ein Plus in der Bilanz. In der Folge entschied der AFVD, die Verträge mit der GFS GmbH inklusive des Ausrichtervertrags über den German Bowl fristlos zu kündigen. “Diese Verträge sind, nach Meinung des AFVD, unrechtmäßig beschlossen worden und belasten den AFVD weit in die Zukunft, teilweise bis in das Jahr 2033”, schrieb der Verband in einer Mitteilung vom 12. Februar. GFS klagt gegen fristlose Kündigung

Die GFS klagte gegen diese Kündigung, ein erster Termin vor dem Frankfurter Landgericht im Juni endete ohne die vom Richter angeregte Einigung. So wird das Finale 2023 in Essen stattfinden mit dem AFVD als Ausrichter. Wie es in den kommenden Jahren aussieht, werden die weiteren Verhandlungen entscheiden, die nächsten Termine sind für den Spätherbst geplant.

Der neue AFVD-Präsident Merdanovic wollte sich gegenüber der Sportschau nicht zu den Streitigkeiten äußern, verwies auf das laufende Verfahren. Der hessische Footballverband ließ eine Interviewanfrage an Huber, der immer noch Präsident des Landesverbandes ist, unbeantwortet.

Ungewöhnliche Kontobewegungen?

So prägen vor allem die bisherigen Mitteilungen des neuen AFVD-Vorstandes das Bild in der Öffentlichkeit. Demnach habe das abgelöste Präsidium Fragen zur Finanzsituation nur ungenügend oder gar nicht beantwortet, schrieb der Verband es am 5. Dezember.

Im Januar hieß es in einer Pressemitteilung, die mittlerweile gelöscht ist, dass es in den letzten Wochen vor Hubers Rücktritt ungewöhnliche Kontobewegungen und mehrere Vertragsabschlüsse mit Hubers Firma gegeben habe. Zudem habe die Verbandsgeschäftsstelle umziehen müssen, da Huber Vermieter der bisherigen Räumlichkeiten gewesen sei und das Mietverhältnis gekündigt habe - trotz im Voraus überwiesener Miete bis März 2023. Gelöschte Festplatten?

Huber habe auch zwei Computer übergeben, die tags zuvor komplett bereinigt worden seien. “Somit gibt es keine digitalen Daten der Buchhaltung und weiterhin unvollständige Unterlagen. Die Aushändigung der fehlenden Unterlagen wurde angemahnt - ohne Reaktion”, schrieb der AFVD. “Das Präsidium hat eine Fach-Anwaltskanzlei mit der Prüfung der Vorgänge beauftragt.”

Während sich nun Juristen mit der Vergangenheit und der Zukunft des AFVD beschäftigen, bemüht sich der Verband, das Sportliche wieder in den Vordergrund zu rücken. In den Halbfinals am 30. September und 1. Oktober kämpfen Vorjahressieger Schwäbisch Hall Unicorns und die Dresden Monarchs sowie Potsdam Royals und Lions Braunschweig um den Finaleinzug. Konkurrenz durch die ELF

Die German Football League (GFL) hat es schwerer, seit die privatwirtschaftliche European League of Football (ELF) vor drei Jahren gegründet worden ist. Die ELF-Franchises haben es mit ihrem professionellen Antlitz geschafft, viele GFL-Spieler und -Trainer sowie Zuschauer anzulocken.

AFVD hofft auf 10.000 Zuschauer

Aktuell, noch vor den Halbfinals, seien 5.500 Karten für das Endspiel in Essen verkauft, sagte Merdanovic zur Sportschau. “Es wäre ein Erfolg, wenn wir die 10.000 verfügbaren Sitzplätze füllen könnten. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.” Inklusive Stehplätze passen 20.000 Zuschauer in das Stadion an der Hafenstraße. 7.000 verkaufte Karten sind laut AFVD nötig, um die Kosten zu decken.

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